Wenn ich am Flughafen in der Business Lounge sitze – und da sitze ich häufig – sind noch immer der Großteil der Anwesenden Männer. Frauen begleiten gelegentlich ihre Männer. Allein reisende Business Frauen sind deutlich in der Unterzahl. Von 50 Personen sind es vielleicht 8. Höchstens.
Das sind nicht einmal 20%.
In den Unternehmen sieht es ähnlich aus: sind in Abteilungen wie dem Marketing 90% aller Angestellten Frauen, so wird die Luft nach oben immer dünner.
Auf Ebene der Abteilungsleiter finden sich schon nur noch etwa 35% Frauen. Wobei dieser Wert immerhin bereits deutlich angestiegen ist in den vergangenen 30 Jahren.
Gleichberechtigung im Job – Ferne Galaxien – unendliche Weiten?
Geht man weiter nach oben, sinkt der Frauenanteil kontinuierlich weiter. Auf Vorstandsebene sind auch heute noch gerade einmal 25% Frauen angekommen. Und das trotz einer –viel diskutierten – Quote, die einen Frauenanteil von mindestens 30% in Aufsichtsräten anstrebt.
Dies gilt allerdings nur für die ganz großen Unternehmen und ist zudem auf Aufsichtsräte beschränkt. Das heißt für alle Führungsebenen darunter gibt es weder Vorgaben noch Richtlinien.
Lediglich jede 25. Frau hat eine Führungsposition inne, währen es jeder 10. Mann ist. Und für viele dieser Männer scheint es noch immer schwer vorstellbar, dass Frauen, die bekanntlich 51% der Bevölkerung ausmachen, mindestens ebenso intelligent, gebildet und willens sind eine Führungsposition zu bekleiden.
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – auch im Job
Die Gleichberechtigung ist im Grundgesetz verankert. Auch wenn ein polnischer Abgeordneter im Jahre 2017 – ja 2017 nicht 1720 – öffentlich verkündete, dass es selbstverständlich sei, dass Frauen weniger verdienten, denn sie seien kleiner, schwächer und weniger intelligent.
Ich muss sagen, das hat mich aufgebracht – und das tut es noch.
Das EU Parlament hat ihm daraufhin für 30 Tage das Tagegeld gestrichen, musste dieses Geld (gut 9.000 Euro) jetzt allerdings nachzahlen, da es keine Möglichkeit gibt, das Mitglied für seine herablassenden, sexistischen Bemerkungen zu bestrafen, da diese die Arbeit des Parlamentes nicht gestört hätten.
Auch das Ergebnis einer Umfrage (vom British Department for Business Energy and Industrial Strategy – BEIS) unter britischen CEOs und Vorständen zeigt auf sehr klare Weise, was (einige) Männer tatsächlich über Frauen in Führungspositionen denken. Zum Weiterlesen: den Original-Artikel “Revealed: The worst explanations for not appointing women to FTSE company boards” findest du hier: https://www.gov.uk/government/news/revealed-the-worst-explanations-for-not-appointing-women-to-ftse-company-boards.
„All die guten Frauen sind bereits vergeben.“ – Hallo, hier sind wir.
„Ich glaube nicht, dass Frauen gut in die Vorstandsumgebung passen.“ – Aha und warum nicht?
„Die meisten Frauen wollen nicht den Druck und die Mühe des Vorstandes.“ – Woher will er das wissen und ist das wirklich so?
„Es gibt nicht so viele Frauen mit den richtigen Referenzen und der nötigen Erfahrung, um im Vorstand zu sitzen. Die Themen, um die es da geht, sind sehr komplex.“ – und wir Frauen sind nicht dazu in der Lage komplexe Themen zu bearbeiten?
„Wir haben schon eine Frau im Vorstand also sind wir fertig. Jetzt ist jemand anderes dran.“ – notgedrungen die Pflicht erfüllt ohne etwas begriffen zu haben.
„Meine Vorstandskollegen würden keine Frau ernennen wollen.“ – ich war’s nicht, ich war´s nicht. Ein alter Trick, den auch meine Kinder sehr gut beherrschen, wenn ich frage “wer war das?”: sie beschuldigen sich dann immer gegenseitig.
„Ich kann nicht einfach eine Frau ernennen, nur weil ich es möchte.“ – Und warum nicht?
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich über die eine oder andere Ausrede fast lachen.
Gleichberechtigung im Job? –Höher qualifiziert und schlechter bezahlt
Von der Idee die Quote zu beenden, oder gar den Gleichstellungsparagraphen überflüssig zu machen sind wir meilenweit entfernt. Und solange es noch den Equal Pay Day gibt, der zeigt, wie viel weniger Frauen verdienen für dieselbe Arbeit wie Männer, solange sind wir noch nicht am Ziel. Eine wirkliche Gleichberechtigung im Job ist noch nicht erreicht.
Es sei denn du ziehst nach Lettland. Dort sind Frauen zu 53% in den Führungsetagen vertreten. Dort spielt es für den Job offenbar tatsächlich keine Rolle, ob du eine Frau oder ein Mann sind. Es geht also.
Als ich neulich im Kosmetikstudio saß, hatte die Dame vor mir ein T-Shirt an mit der Aufschrift „Women are the future“. Zuerst fand ich diese Aussage ganz gut, auf den zweiten Blick allerdings gefiel sie mir nicht mehr so gut, da sie uns auf morgen vertröstet, wir aber jetzt handeln müssen.
Fazit
Wir müssen jetzt anfangen, wenn wir es noch nicht getan haban. Wir müssen jetzt etwas für unseren Job, unser Business, unsere berufliche Zukunft tun.
Immerhin gibt es sie, die Frauen die Karriere machen – mit Kindern.
Einige Beispiele die Mut machen kannst du demnächst in meinen Buch “Kind und Karriere – Strategien zum Erfolg” finden.