Werde Expertin darin wie du freundlich, bestimmt und selbstsicher sagst, was Sache ist, ohne dabei zu „nörgeln“ oder zu „meckern“.

Ich habe zwei Kinder. Und die hören nicht immer, machen nicht was ich möchte, sondern haben ihren eigenen Kopf. Da ich keine Lust hatte, ständig zu meckern, mich zu beschweren oder zu nörgeln, habe ich die Kraft von Assertiveness für mich entdeckt. Es gibt kein einzelnes passendes deutsches Wort für Assertiveness. Es wird am besten mit „freundlich, aber bestimmt“ übersetzt.

Bevor ich die Kraft der Assertiveness voll nutzen konnte, musste ich zunächst ein paar Leitplanken setzen. Dazu war es wichtig zu wissen, was sind meine Werte? Woran glaube ich? Und was ist wichtig für mich? Was sind meine Prioritäten?

Gerade mit den Prioritäten gerät man als arbeitende Mutter schon mal ins Schwimmen. Vor allem, wenn sich mal wieder das schlechte Gewissen meldet. Dann willst du, dass Ihre Familie an erster Stelle steht. Und manchmal geht das nicht.

Als berufstätige Mutter haben wir so viele Hüte auf, dass es manchmal schwer ist, sich noch daran zu erinnern, was für uns selbst wichtig ist. Und dann können wir sogar für eine Zeit lang vergessen, was wir eigentlich wollen.

Es gibt Situationen, in denen es schwer ist, sich zu fokussieren. Wenn du vor unerwarteten Herausforderungen stehst und deine Prioritäten klar sein müssen, kannst du es mit dem nachfolgenden Schema versuchen.

Die Methode stammt aus den USA und wurde 1993 von Wisinksi als AEIOU-Methode beschrieben. Diese Bezeichnung funktioniert im Deutschen aufgrund anderer Anfangsbuchstaben allerdings nicht. Es handelt sich dabei um ein Kommunikationsmodell.

Dieses Modell funktioniert bei jeder Art von Konflikt. Es wurde für innerbetriebliche Konflikte zusammengestellt, funktioniert aber genauso im privaten Umfeld.

Diesem Schema zu folgen, kann dir die Sicherheit geben, daran festzuhalten was für dich wichtig ist. Es kann zugleich davor schützen, andere involvierte Personen vor den Kopf zu stoßen.

Wenn du zum Beispiel zu einem Elternabend willst und dein Chef ausgerechnet heute von dir erwartet, dass du länger arbeitest – was kannst du tun? Wie kannst du bekommen was du willst?

Klar, du kannst dich freuen, dass du nicht zum Elternabend musst, zu dem du ohnehin keine Lust hattest. Nehmen wir aber mal an, du willst unbedingt hingehen. Was tust du?

1. Erkenne die positive Absicht an

Wenn ich mich aufrege über etwas, das mein Mann gemacht hat, sagt er: „Ich will dir doch nur helfen“. Das hast du sicher auch schon mal erlebt, dass dein Gegenüber eine ganz andere Absicht geäußert hat, als du vermutet hattest. Und meistens ist es eine positive Absicht.

Daher ist es sinnvoll zu Beginn eines Gespräches die vermutete positive Absicht des Gesprächspartners anzuerkennen. Wenn dein Chef dich also um etwas bittet, tut er das vermutliche nicht, um dich zu ärgern, sondern weil möglicherweise etwas sehr Wichtiges anliegt.

Starte mit einem freundlichen, möglichst neutralen Tonfall. Versuche nicht anklagend zu sein. Aber sage auch nicht wieder einfach ja. Sage, dass du verstehst, dass er möchte, dass du länger arbeitest.

2. Erkläre wie du dich in Bezug auf die Anforderung fühlst

Ordne deine Gedanken und identifiziere deine Prioritäten. In unserem Beispiel wäre das deine Teilnahme am Elternabend.

Fange den folgenden Satz bei dir an. Beginne mit “Ich denke…“ oder „Ich fühle mich…“ Auf diese Weise demonstrierst du, dass es hier um deine Ansichten und Bedürfnisse geht und nicht um die Anfrage deines Chefs.

Du kannst zum Beispiel sagen „Ich denke, wenn ich länger arbeite, verpasse ich die wichtigen Absprachen für die kommende Klassenreise meines Kindes“.

3. Identifiziere eine Alternative

Das ist deine Chance zu bekommen was du willst. Identifiziere eine Alternative oder schlage eine andere Herangehensweise vor, die deiner Situation und der deines Chefs gerecht wird.  

Starte mit „Ich würde gern…“ oder „Ich schlage vor…“ Und komme auf den Punkt.

Du könntest zum Beispiel anbieten, später von zu Hause noch weiterzuarbeiten. Oder du könntest in den kommenden Tagen jeden Tag ein wenig länger arbeiten.

Es muss klar sein, dass du dich für deinen Job einsetzt und dass du es gern tust. Auf der anderen Seite sollte es aber auch klar sein (und nicht als selbstverständlich erachtet werden), dass zwar in bestimmten Ausnahmesituationen bereit bist deutlich mehr zu leisten – das wäre zum Beispiel bei einem bevorstehenden Abgabetermin der Fall. Allerdings sollte auch klar sein, dass das nicht die Regel sein kann.

4. Skizziere die Lösung

Du hast es schon fast geschafft. Als Nächstes beschreibst du die einzelnen Faktoren, um deinen Chef zu überzeugen, dass deine Lösung die gleichen Ergebnisse liefert wie deine oder seine Lösung. Es sollte eine Lösung sein, die für beide Seiten vorteilhaft ist.

Du kannst jetzt spezifisch werden und einzelne Schritte beschreiben. Zum Beispiel, dass du noch x Punkte mit aufnimmst, eine Agenda erstellst, etwas überarbeitest oder ähnliches. Wenn dein Chefin/ deine Chef sieht, dass du an einer für beide Seiten befriedigenden Lösung interessiert bist, wird sie/er es ebenso sein.

5. Einverständnis einholen und offen bleiben

Zum Schluss holst du das Einverständnis deines Gegenübers ein. Betrachte die Situation erneut aus der Perspektive deines Gesprächspartners und zeigen wie deine Ideen das Problem lösen und lade zu einer offenen Diskussion ein.

Wiederhole deinen Vorschlag, bringe deine Prioritäten noch einmal ins Spiel und frage, was dein Gesprächspartner von dem Vorschlag hält. Kommen dann Gegenvorschläge oder Alternativen, blocke diese nicht ab. Höre zunächst genau zu. Ihr werdet eine Lösung finden.

Der Vorteil des strukturierten Vorgehens liegt darin, dass du diese Schemen immer wieder verwenden kannst und mit der Zeit immer sicherer wirst.

Du fühlst dich nicht überrumpelt und bist nicht in der Situation, dass du nicht weißt, was du sagen sollst. Du sagst nicht zu allem “ja“ und du vertrittst entspannt, aber bestimmt deinen Standpunkt.

Das funktioniert natürlich nicht nur im Gespräch mit deinem Chef. Das Gleiche geht auch im Gespräch mit deinen Kindern (etwa ab Schulalter). Probiere es aus.

Auf diese Weise habe ich meine Kinder zu manchen Dingen gebracht, die sie bei einer offenen Konfrontation abgelehnt hätten. Ein Beispiel: mein Sohn wollte unbedingt den neuen Avengers Film im Kino sehen als er rauskam.

Ich hatte aber keine Zeit. Also sagte ich zu ihm: „Ich verstehe, dass du diesen Film unbedingt sehen möchtest und ich würde sehr gern mit dir ins Kino gehen. Ich denke aber, dass der Zeitpunkt heute nicht so gut ist, da ich noch eine wichtige Präsentation fertigstellen muss. Wie wäre es, wenn ich dir den Film auf DVD schenke, dann kannst du ihn jederzeit sehen und dazu können wir deinen Lieblingsnachtisch machen. Wie hört sich das für dich an?“

Manchmal reicht es schon aus, überhaupt eine Alternative anzubieten und der Konflikt ist vom Tisch.

Das nächste Mal, wenn deine persönlichen Werte oder Prioritäten infrage gestellt werden, hast du ein Schema zur Hand mit dem du die Herausforderung selbstsicher, bestimmt und freundlich lösen kannst ohne zu meckern oder dich zu beschweren.

Mit wenigen Sätzen kannst du mit diesem Schema deinen Standpunkt klarmachen, deine Wünsche äußern und eine Lösung erreichen.

Fazit:

So bekommst du was du willst: trenne das Problem (die Herausforderung, die Forderung, die Aufgabe etc.) von der Person. So kannst du Dinge sehr sachlich angehen und mit ein wenig Übung auf eine freundliche, bestimmte Art lösen. Du bekommst was du willst.

Zum Weiterlesen:

Wer nichts sagt, der nichts gewinnt
Me, Myself an I: Warum du kein schlechtes Gewissen haben solltest
So kannst du deine Ziele erreichen